Samita ASBL

Better Burma: die Geschichte von Joah McGhee

Joah McGhee spricht nicht gerne über sich selbst. Tatsächlich ist sein Name nirgends auf der Website der von ihm gegründeten Wohltätigkeitsorganisation zu finden: Better Burma. Er will nur die Geschichte der Menschen erzählen, die ihm am Herzen liegen und die durch gewaltsame Unterdrückung zum Schweigen gebracht wurden. Seine Vision: Unterstützung und Hilfe nach Burma, das Goldene Land, zu bringen.

Anfang November 2023 steht er vor uns bei einem Zoom-Treffen von Mitgefühl in Aktion (MIA), dem deutschen Zweig von Buddhist Global Relief, einer Organisation, die von dem bekannten Mönch und Übersetzer Bhikkhu Bodhi gegründet wurde, der ebenfalls anwesend ist und die Einführung gibt.

Joah ist gekommen, Better Burma den Unterstützern von MIA vorzustellen, die so freundlich waren Spenden für die Verteilung von Lebensmitteln in dem von Gewalt zerrissenen Land gesammelt haben. Dem ruhigen Amerikanischer scheint es ein wenig unangenehm zu sein, im Rampenlicht zu stehen. Normalerweise ist er derjenige, der zuhört und die Geschichten erzählt. Aber heute macht er eine Ausnahme und spricht über sich selbst, erst zögerlich, dann immer selbstbewusster und manchmal auch emotional.

Joah hat 15 Jahre in Myanmar gelebt und in dieser Zeit hat er das Land und seine Menschen lieben gelernt. Er erzählt von den Tagen nach dem Putsch im Jahr 2021, als er sich in die Sicherheit seines Heimatlandes zurückziehen musste. Aber sein Leben dort erschien ihm angesichts des Leids seiner Freunde in Myanmar fast bedeutungslos und irrelevant. Wenn er von Freunden angerufen wurde, die auf der Flucht waren oder sich versteckt hielten, wenn er hörte, dass andere verhaftet oder getötet wurden, fühlte er sich hilflos. Angetrieben von seinem Hintergrund in buddhistischer Praxis und Meditation und inspiriert von der Tapferkeit des burmesischen Volkes selbst, beschloss er, seine Podcasts, sein breites Netzwerk von Freunden in ganz Myanmar und sein Verständnis der burmesischen Kultur zu nutzen, um zu helfen, die Geschichten derer zu erzählen, die sonst ungehört bleiben, und Geld für eine Vielzahl von Projekten zu sammeln, um einem Volk in der Krise zu helfen.

In den letzten drei Jahren hat Joah eine Wohltätigkeitsorganisation aufgebaut, die mit Hilfe von burmesischen Einheimischen vor Ort, die jeden Tag ihr Leben riskieren, um Menschen, die hungern, deren Häuser niedergebrannt und deren Vieh getötet wurde, mit Lebensmitteln und Medikamenten zu versorgen. Er kann dort helfen, wo größere Organisationen keinen Zugang haben. Er erzählt die Geschichten der Menschen in Myanmar und macht auf ihre Notlage aufmerksam. Er unterstützt Soldaten, die überlaufen und nicht mehr gegen ihr eigenes Volk kämpfen wollen.

Joah erzählt, wie ihn die buddhistische Meditation bei seiner Arbeit unterstützt und wie die Burmesen selbst in den schwierigsten Situationen Kraft aus der Praxis schöpfen. Und dass es bei der buddhistischen Praxis auch darum geht, anderen zu helfen und nicht darum, sein Herz zu verschließen. Joah hat es sich zur Lebensaufgabe gemacht, ein wenig Unterstützung und Wärme in das Goldene Land zu bringen.

Die gesamte Mitschrift des Abends findest du hier unten.

Dies ist die Mitschrift einer Zoom-Veranstaltung vom 2. November 2023, organisiert von Mitgefühl in Aktion e.v. (MIA). Joah McGee, Gründer und Betreiber von Better Burma und Insight Myanmar, erzählt seine Geschichte, teilt seine Erfahrungen über Myanmar, die Hilfsarbeit und beantwortet Fragen.

Vielen Dank für die Einladung. Danke für eure Unterstützung und euer Vertrauen in die Arbeit, die wir als Hilfsorganisation leisten. Mein Dank gilt auch Bhikkhu Bodhi für sein Vertrauen und alles, was er für uns getan hat.

Ich werde mich kurz vorstellen. Ich habe eine 20-jährige Beziehung zu Myanmar. Sie begann vor genau 20 Jahren im Jahr 2003. Und von diesen 20 Jahren habe ich etwa 15 Jahre dort gelebt. Mein Interesse an Myanmar begann mit Meditation. Es begann damit dass ich ein Vipassanā-Meditierender in der Tradition von S.N. Goenka war. Und als ich von Myanmar hörte, woher die Linie kam, die mein Leben als sehr junger Mensch verändert hatte, wurde mein Interesse daran geweckt an den Ort des Ursprungs dieser Lehren zu gehen und mehr über die Gesellschaft dort zu erfahren. Damals war ich ein wenig naiv und ich hoffe, dass ich in den 20 Jahren seitdem etwas gelernt habe. Im Jahr 2003 ging ich mit einem Einmonatsvisum als Meditierender dorthin. Danach wollte ich zurückzukommen. Das war wegen des Militärregimes damals keine leichte Sache.

Aber glücklicherweise konnte ich einen Job als Ausbilder bei der US-Botschaft bekommen. Damit hatte ich meinen Traumjob an meinem Traumort bekommen, und damit begann auch mein Interesse, die burmesische Gesellschaft nicht nur zu besuchen, sondern auch in ihr zu leben und mich in sie zu integrieren, sowohl durch meine berufliche Arbeit als auch durch mein Interesse an Buddhismus und Meditation. Ich begann damit Englischlehrerinnen und -lehrer darin zu schulen, wie man Englisch unterrichtet. Später entwickelte sich das zu einer Ausbildung über Zivilgesellschaft. Dies brachte Menschen aus verschiedenen Gruppen zusammen, damit sie voneinander lernen und miteinander arbeiten konnten.

Ich denke, dass ich mich in Myanmar in einer sehr interessanten Position befand, in der sich nur wenige Ausländer, die nach Myanmar kommen, befinden. Ich schätzte den Buddhismus und die Meditation sehr und war neugierig auf beides. Und doch war ich beruflich in der Botschaft tätig. Ich war mir der politischen Realität, der Demokratie und der Menschenrechte durchaus bewusst und wurde von ihnen beeinflusst. Von Beginn meines Lebens in Myanmar an hatte ich also ständig mit diesen beiden unterschiedlichen Bereichen zu tun, was, wie ich glaube, für andere Ausländer nicht unbedingt der Fall ist, denn sie kommen normalerweise wegen des einen oder des anderen. So begann ich zu versuchen, die verschiedenen Schichten Burmas zu verstehen. Ich glaube, dass es auf der einen Seite Leute gibt, die sich für den buddhistischen Aspekt interessieren und versuchen, ihn aus seiner eigenen Perspektive zu verstehen, und auf der anderen Seite Leute, die sich mit den Menschenrechten, der Demokratie oder der Rolle des Militärs beschäftigen und nur aus dieser Perspektive kommen. Ich habe dann als Podcast-Moderator und Leiter einer Non-Profit-Organisation angefangen, dem Publikum zu vermitteln wie wichtig diese beiden Dinge sind, die sich ständig überschneiden. Man kann das eine nicht ohne das andere verstehen.

Nachdem meine Arbeit in der Botschaft beendet war, wollte ich mehr Zeit mit der Meditation verbringen. Ich hatte inzwischen etwas Burmesisch gelernt, kannte das Land, und wollte mehr Zeit in Klöstern, Meditationszentren oder sogar Höhlen verbringen und tiefer in den Buddhismus eintauchen.

Aber wie es der Zufall wollte, war das genau der Zeitpunkt als der demokratische Wandel begann. In den Jahren des Übergangs verbrachte ich einige Jahre damit, die verschiedenen großen buddhistischen Traditionen zu erforschen und Pilgerreisen für Meditierende zu abgelegenen, aber wichtigen, Orten zu leiten und ich begann, einen Reiseführer für Meditierende über die verschiedenen Traditionen, Meditationsmethoden und -praktiken zu schreiben.

Im Jahr 2019 begann ich mit dem Insight Myanmar Podcast, der sich damals auf Geschichten über den Buddhismus und Meditierende konzentrierte. Nachdem ich zu diesem Zeitpunkt mehr als 10 Jahre in dem Land gelebt hatte, hatte ich das Gefühl, dass das Verständnis der buddhistischen Gemeinschaften außerhalb Myanmars für diese Traditionen innerhalb des Landes ganz anders war als die Realität im Lande. Ich wollte burmesische Stimmen an die Öffentlichkeit bringen. Ich wollte die Beziehungen, die ich zu vielen Menschen, die mit Meditation und Buddhismus in Myanmar zu tun hatten, nutzen um einen Podcast machen, in dem wir uns über das Leben in buddhistischen Gemeinschaften unterhalten und der buddhistischen Praxis eine andere Stimme geben konnten.

Nach dem Militärputsch im Februar 2021 schien es dann aber unangebracht und unverantwortlich nur über die spirituelle Seite Myanmars zu sprechen, während die Klöster buchstäblich in Flammen standen, Menschen auf den Straßen starben und auch Mönche und Nonnen getötet und inhaftiert wurden. Und so traf ich die Entscheidung, Insight Myanmar zu nutzen, um Geschichten aus der breiteren Gesellschaft zu vermitteln, die den Buddhismus beinhalteten oder auch nicht. Und nach einiger Zeit wurde mir klar, dass dies eine dauerhafte Veränderung war, über die ich sehr froh bin. Wir haben nach wie vor viele Geschichten, die sich ganz oder teilweise um den Buddhismus drehen, aber wir haben auch Geschichten, die sich mit Geschichte und Wirtschaft, christlichen oder muslimischen ethnischen Gemeinschaften oder Politik beschäftigen. Unser Podcast ist zu einer Kombination aus Geschichten über den Buddhismus und die Überschneidung des Buddhismus mit anderen Teilen der Gesellschaft sowie mit anderen Themen geworden. Wir sind die einzige Plattform, die ausführliche Diskussionen über diese verschiedenen Themen veröffentlicht, und wir haben inzwischen rund 80.000 Hörerinnen und Hörer.

Ich bin wirklich stolz auf die Rolle, die unsere Plattform einnehmen konnte. Zusätzlich zu den vielen buddhistischen und klösterlichen Stimmen, die wir veröffentlicht haben, haben wir auch Botschafter und Außenminister einiger Länder zu Wort kommen lassen. Die meisten der demokratischen Führer in Myanmar sowie viele Organisationen und Botschaften hören uns und wir sind zu einer Plattform für kritische Gespräche geworden.

Hier eine Anekdote: Ich führte ein Gespräch mit dem EU-Botschafter in Myanmar, Ranieri Sabatucci. Als er das erste Mal nach Myanmar kam, sagte ihm der Enkel des ehemaligen UN-Generalsekretärs U Thant, dass man, um Myanmar zu verstehen, den Buddhismus verstehen müsse. Und er suchte nach allen möglichen Büchern und Quellen. Aber er fand nichts, was ihn wirklich gut über den Buddhismus unterrichtete. Er sagte, dass er durch das Hören unseres Podcasts und die Stimmen der Menschen, die über den Buddhismus sprachen viel über den burmesischen Buddhismus gelernt hat. Ich finde, das ist eine schöne Geschichte darüber, wie die Geschichten über die spirituelle Reise und den Buddhismus, die wir erzählen, nicht nur Menschen auf der spirituellen Seite erreichen, sondern auch viele Menschen denen Myanmar am Herzen liegt, um ihnen mehr Informationen zu geben, damit sie bessere Entscheidungen treffen können.

Ein weiteres Beispiel: Ende des Monats erscheint eine Folge mit Ashin Kovida (https://insightmyanmar.org/complete-shows/2023/10/26/episode-204-ashin-kovida), einem burmesischen Mönch und langjährigen Verfechter der Demokratie. Ich habe mit ihm über den Aufstieg der islamfeindlichen 969-Bewegung, ihren Anführer, den Mönch U Wirathu und den islamfeindlichen Teil des Saṅgha gesprochen. Er sagte, als ausländische Journalisten nach Myanmar kamen, um über die hasserfüllten anti-islamischen Mönche zu berichten, sei er zu diesen Journalisten gegangen und habe gesagt: „Wir haben auch fortschrittliche Mönche, so wie mich, und wir haben unser ganzes Leben lang gegen diese anderen Mönche gearbeitet, also sprecht bitte auch mit uns. Wir möchten euch auch etwas über die Art von Buddhismus erzählen, die wir vertreten und die sich sehr von ihnen unterscheidet“. Die Journalisten wollten nicht mit ihm reden. Er wurde nicht interviewt weil seine Geschichte nicht so interessant war wie die der hasserfüllten Mönche. Dadurch, dass wir dorthin gehen, wo die größeren ausländischen Medien nicht hingehen, können wir Menschen zu Wort kommen lassen, die sich Gehör verschaffen wollen, aber nicht gehört werden.

Jetzt möchte ich über unsere humanitäre Arbeit nach dem Putsch sprechen. Im Jahr 2021 gründete ich eine gemeinnützige Organisation namens Better Burma, die hier in den USA als NGO registriert ist. Das Ziel war, Nothilfe und Hilfsgüter an gefährdete Bevölkerungsgruppen zu leiten. Ich hatte die Hoffnung, dass durch meine Arbeit an dem Reiseführer, den Pilgerreisen und dem Podcast so etwas wie eine Anhängerschaft unter den buddhistischen und meditierenden Gruppen im Westen entstanden war, die mir so weit vertrauten, dass sie mir Spenden geben würden, die wir dann durch unsere Kontakte zu lokalen Netzwerken an die Menschen weitergeben könnten, die dringend Hilfe benötigten.

In der Zeit seit dem Putsch vor zweieinhalb Jahren haben wir über 100 verschiedene Projekte in ganz Myanmar, in den Grenzregionen zu Indien und Thailand und bei allen ethnischen und religiösen Gruppen finanziert. Wir haben Gelder für alles Mögliche zur Verfügung gestellt, von Bildung bis zu Nahrungsmitteln für Mönche, für verarmte Gemeinden, COVID-Nothilfe, für die Bewegung des zivilen Ungehorsams (CDM), für Medizinische Versorgung und Ausbildung, und für eine Vielzahl anderer Projekte.

Myanmar ist eine auf Vertrauen basierende Gesellschaft, die auf der Grundlage von Beziehungen und Freundschaften funktioniert, und das ist die Art und Weise, in der wir in der Lage sind, effektiv Hilfe zu leisten und dorthin zu bringen wo sie gebraucht wird. Die Hilfsgüter müssen über vertrauenswürdige lokale Netzwerke gehen, außerhalb der großen Organisationen, die nicht über diese Verbindungen verfügen. Wir können einschätzen wo die Not am größten ist, und dann die Hilfe dorthin bringen wo sie gebraucht wird.

Die Dinge laufen in Myanmar ganz anders ab, und jeder, der schon einmal dort war, wird das wissen. Wenn du in ein Kloster gehen willst, um Mönch oder Nonne zu werden oder einen Meditationskurs zu besuchen, kannst du anrufen, Briefe oder E-Mails schreiben, aber die Wahrscheinlichkeit, dass du eine Antwort bekommst, ist gering. Wenn du aber einfach an dem Ort auftauchst, an den du gehen willst, und deine Absicht kundtust, bekommst du wahrscheinlich ein Bett für die Nacht.

Die Dinge funktionieren einfach anders. Du musst das System kennen, du musst die Gepflogenheiten kennen. Ein Teil davon ist kulturell bedingt und ein Teil davon ist, dass die Burmesen in einem Land leben, in dem sie sich viel zu lange mit einem kaputten System und ebensolchen Institutionen herumschlagen mussten. Sie umgehen das durch Vertrauen das von Angesicht zu Angesicht entsteht, auf einem Ehrenwort beruht, auf gegenseitigen Verbindungen. Das ist viel stärker als alles andere. So war es, als ich dort gelebt habe, und so arbeiten wir auch jetzt bei der Bereitstellung unserer Mittel.

Das erste Jahr nach dem Putsch war natürlich einfach schrecklich für die Burmesen, aber auch für mich war es schrecklich. Ich lebte in Amerika weil ich wie viele andere Menschen durch den Putsch vertrieben wurde. Ich lebte in Sicherheit, ein Privileg das die Burmesen nicht hatten. Aber ich wusste nicht, wie ich normal leben sollte, wenn jeder den ich kannte in Gefahr war. Mitten in der Nacht kamen Anrufe von Menschen, die auf der Flucht waren. Freunde schalteten ihre Telefone ab und ich hörte wochen- oder monatelang nichts von ihnen. Ich wusste nicht, ob sie sich versteckten, ob sie vermisst waren, ob sie im Gefängnis oder tot waren. Ich als Privilegierter, der in Sicherheit lebte, wurde von der extremen Gefahr, der Angst und dem Trauma einer Gemeinschaft überwältigt, die mich so lange aufgenommen hatte. Das war niederschlagend. Es gab mir aber auch die Kraft und den Willen ein Leben zu führen, das ganz anders ist als alles, was ich bisher gekannt hatte. Es war schwer, einem hiesigen Freund zuzuhören, wenn er über eine neue Fernsehserie sprach, oder meiner Mutter, die sich mit einer Freundin gerade zum Mittagessen getroffen hatte. Ich musste lernen, in beiden Welten zu leben und mich auf Menschen einzulassen, die mir wichtig sind und die an einem sicheren Ort leben, und dann an meinen Computer oder mein Telefon zu gehen und mit Menschen zu sprechen, die manchmal um ihr Leben flohen oder versuchten, eine Hinrichtung zu verhindern oder gefährdeten Menschen zu helfen, die auf der Flucht waren, nachdem ihr Dorf niedergebrannt worden war. Es hat ein ganzes Jahr gedauert zu lernen, wie man diese Dinge integriert.

Was ich gerade durchmache, ist nichts im Vergleich zu dem, was die Menschen in Myanmar durchmachen müssen. Sie haben der Welt so viel gegeben, sie haben mir so viel gegeben, und ihre Stimmen werden nicht gehört. Und wenn wir irgendwie dazu beitragen können, dass ihre Stimmen gehört werden, und wenn wir ihnen helfen können, wo es doch so wenige Anlaufstellen gibt, dann ist das einfach eine gute Sache. Die Menschen, mit denen wir zusammenarbeiten und mit denen wir sprechen, die Werte, die sie in den schwierigsten Situationen zeigen, sind so inspirierend. Diejenigen, die Buddhisten sind, beschäftigen sich mit dem Dharma, und ihr Verständnis des Buddhismus vermittelt ihnen auf so inspirierende Weise geistiges Gleichgewicht, Mitgefühl und Empathie. Wir hören nicht genug von all diesen Menschen, ob Mönche oder Laien, demokratische Führer oder politische Gefangene. Ihre demokratischen Prinzipien und ihr Verständnis von Menschenrechten leiten sich von der buddhistischen Lehre ab, und sie zitieren buddhistische Suttas und Ethik- und Meditationsanweisungen, um sich Mut zu machen und die Unterstützung für eine Gesellschaft zu begründen die sie aufzubauen hoffen.

Wenn man über engagierten Buddhismus im Westen spricht, gibt es einige sehr edle Beispiele wie den Protest gegen die Verbreitung von Atomwaffen oder gegen Umweltverschmutzung oder Rassismus oder andere Dinge, die sehr wichtig sind. Aber wenn dein Leben buchstäblich auf dem Spiel steht, wenn du von Ko Jimmy hörst, dem Demokratieaktivisten der hingerichtet wurde, und seine letzten Worte vor der Hinrichtung zu seiner Mutter waren, dass er weiterhin seinen Geist und seinen Körper beobachtet während er zum Galgen geht, und weiß dass er das Richtige getan hat: sich für ein besseres Land einzusetzen. Und so fühlt er sich frei. Wenn du diese Art von engagiertem Buddhismus auf diese Art von Einsatz auf Leben und Tod anwendest, sind diese Geschichten so inspirierend für unser Leben und wir können uns nur vorstellen, wie wir in solchen Situationen und in diesem Kontext handeln würden. Viele politische Gefangene haben sich im Gefängnis der Meditation zugewandt und auf diese Weise ihre Kraft und ihr Gleichgewicht gefunden. Das ist etwas, das wir uns nicht einmal ansatzweise nachvollziehen können.

Ich habe ein Podcast-Interview mit U Linn Thant geführt, dem Vertreter der Regierung der Nationalen Einheit in Europa, der 20 Jahre lang ein politischer Gefangener war. Als er mit seiner Meditationspraxis begann, hatte am nächsten Tag einer der Gefängniswärter einen Autounfall. Die Wärter dachten, er würde schwarze Magie praktizieren, und hatten Angst wenn sie ihn meditieren sahen. Immer wenn U Linn Thant meditierte, kamen sie und schlugen ihn. Du denkst, das Einzige, was sie dir nicht nehmen können, ist die Achtsamkeit. Und dann gibt es das Bild eines Gefangenen, der allein in seiner Zelle im Schneidersitz in Achtsamkeit sitzt und ihnen sagt: „Was ich tue, ist auch gut für euch. Ich versuche auch, Liebe für dich zu entwickeln“. Wenn du dir vorstellst, dass du für deine Meditationspraxis geschlagen wirst und trotzdem die buddhistischen Prinzipien weiterverfolgst, dich weigerst zu hassen und dich bis heute für die Demokratie einsetzt, dann gerate ich ins Staunen. Ich weiß nicht was ich unter der gleichen Umständen machen würde.

Unsere Spenden werden von den verschiedenen Netzwerken an die sie gehen größtenteils von Freiwilligen ausgeliefert die bei jedem Schritt extreme Vorsichtsmaßnahmen ergreifen müssen – von der Art und Weise, wie sie das Geld erhalten, über den Kauf der Waren bis hin zum Transport und der Auslieferung. Es wurden schon Menschen inhaftiert, nur weil sie einen Facebook-Post geliked haben. Ein Auto voll Reis oder Medikamente, die sich außerhalb der Infrastruktur des Regimes befinden, kann zu ernsthaften Konsequenzen führen. Für die Menschen, welche die Hilfsgüter transportieren, ist das also keine normale Situation. Es gibt viele Sicherheitsaspekte die hier berücksichtigt werden müssen.

In einem Fall erhielt ich keinen Bericht über die Verwendung einer Spende. Deswegen versuchte ich mit dem Teamleiter zu sprechen. Ich wusste, dass er in Gefahr war und dass es eine Weile dauern würde. Als ich ihn fragte, sagte er mir, dass einer seiner Schüler, der ihm beim Ausliefern des Reises half, und das war ein anderes Projekt, nicht für uns, am Straßenrand vom Militär angehalten und offenbar grundlos in den Kopf geschossen wurde. Er entschuldigte sich dafür, dass er sich mit einem seiner noch lebenden Teammitglieder in Verbindung setzen müsse, um den Bericht zu erhalten. Das sind die Bedingungen, unter denen die Burmesen leben.

Bei den Projekten, die wir unterstützt haben ist derartiges zum Glück noch nicht passiert, aber die Gefahr ist allgegenwärtig.

Als dieser Albtraum begann, habe ich mich bemüht buddhistische Gruppen und Medien im Westen zu erreichen. In Nachhinein denke ich, das war naiv. Ich dachte, dass Beispiele für einen engagierten Meditationsbuddhismus wie fortschrittliche Mönche, die die islamfeindlichen Hassmönche kritisieren und sich Gehör verschaffen, Dinge wären, die westliche Saṅghas und westliche buddhistische Verlage interessieren würden, aber das taten sie nicht. Ich weiß nicht, warum, aber ihr seid die Ausnahme, zusammen mit einigen anderen. Und ich danke euch dafür, dass ihr gekommen seid und uns unterstützt habt, nicht nur materiell, sondern auch mit eurem Herzen und eurem Verstand. Und damit beende ich meinen Vortrag und beantworte Fragen.

Frage: Kannst du uns bitte etwas über die Projekte erzählen, die von Better Burma derzeit unterstützt werden?

Um ganz spontan über einige unserer aktuellen Projekte zu sprechen: In der Region Bago haben Sturzfluten Zehntausende von Menschen vertrieben und wir schicken dringend benötigte Hilfe. Wir haben einige laufende Projekte, an denen wir schon seit Monaten arbeiten. Hier ein Blick auf die letzten Aktivitäten:

– Wir haben eine Gruppe Frauen ehemaliger Militärs finanziell unterstützt, die eine Ausbildung absolvieren um ihren Lebensunterhalt zu bestreiten und versuchen, weitere Ehefrauen anzusprechen, um ihre Partner dazu zu bringen, Überläufer zu werden und sich der Demokratiebewegung anzuschließen,
– eine verdeckte medizinische Ausbildung in der Region Sagaing, um die betroffene Zivilbevölkerung medizinisch zu versorgen,
– Die Versorgung der Mönche mit Lebensmitteln ist eine fortlaufende Aufgabe,
– Die Versorgung der Klosterschulen mit Lebensmitteln ist eine weitere Aufgabe,
– politische Gefangene, die inhaftiert sind,
– Care-Pakete mit Lebensmitteln und Medikamenten, die wir über unsere Netzwerke verteilen,
– Wir haben acht Schulen für 900 Schüler in Mizoram in Indien für Chin-Flüchtlinge gebaut.

Das sind nur einige Beispiele für die laufenden Aktivitäten, die wir im Moment haben.

Um das klarzustellen: Das waren die allgemeinen humanitären Aktivitäten von Better Burma. Es waren nicht die Aktivitäten, die wir im Rahmen des großzügigen Zuschusses von MIA durchführten. Wir sind uns also der Einschränkungen bewusst, dass es sich um Nahrungsmittelhilfe handeln muss, die innerhalb des Landes und nicht in den Grenzregionen geleistet werden darf, und dass sie nicht religiös motiviert sein darf, sondern den Menschen zugute kommen muss, und die gesamte Unterstützung, die wir im Rahmen dieser Hilfe geleistet haben, hat diese Voraussetzungen erfüllt. Die Antwort, die ich gegeben habe, war also, dass unsere vielen humanitären Missionen als Teil der verschiedenen Spenden, die an verschiedenen Orten eingingen, durchgeführt wurden. Mit den Geldern, die ihr uns zur Verfügung gestellt habt, haben wir bisher sieben Gruppen unterstützt, die hauptsächlich ethnische Minderheiten, Laien (nicht Mönche) und von Nahrungsmittelknappheit betroffene Menschen unterstützt haben. Wir haben uns also definitiv an die Richtlinien eures Zuschusses gehalten.

Frage: Gibt es irgendwelche Risse in der Herrschaft des Militärregimes, irgendwelche Anzeichen dafür, dass es in Zukunft einen positiven Wechsel geben könnte?

Es gibt eine Hintergrundantwort und eine direktere Antwort. Ich werde zuerst die Hintergrundantwort geben.

Etwa ein Jahr nach dem Putsch erhielt ich von vielen gut informierten Personen die ich fragte die gleiche Antwort. Ihre Antwort lautete, dass die Möglichkeiten des Militärs, den Sieg zu erringen, sehr begrenzt sind. Sie hielten einen Sieg des Militärs für unwahrscheinlich. Die Frage war nicht, ob das Volk gewinnen würde, sondern was von dem Land übrig bleiben würde und wie blutig der Sieg ausfallen würde, wenn es weiterhin keine Unterstützung von außen gab. Das war also die Annahme mit der ich in den letzten Jahren gearbeitet habe.

Doch diese Woche gab es die wahrscheinlich wichtigste Entwicklung seit dem Putsch, die Operation 1027. Sie wird Operation 1027 genannt, weil sie am 27. Oktober 1027 stattfand. Sie wurde acht Monate lang von einer Reihe Milizen geplant, die in einem koordinierten Angriff Militärposten im ganzen Land angriffen und Militärbasen sowie viele der so genannten Online-Betrugszentren übernahmen, in denen im Grunde Sklaven arbeiten, die gezwungen werden Internetbetrug zu betreiben. Diese Zentren erwirtschafteten buchstäblich Milliarden von Dollar und ein großer Teil davon finanzierte das Militär. Es handelte sich also um eine sehr bedeutende Operation.

Und es könnte ein so genannter „schwarzer Schwan“ eintreten, bei dem etwas Unvorhersehbares passiert und das Militär innerhalb von Tagen, Wochen oder Monaten zusammenbricht. Das könnte schon sehr bald passieren. Es könnte auch zu einer stärkeren Annäherung an Russland oder China kommen, zu mehr Gräueltaten und Blutvergießen und zu Taten, die das Militär aus Angst vor einer Niederlage verübt. Und wenn es im Westen weiterhin an Engagement mangelt, dann wird das Militär immer noch verlieren, aber es könnte eine sehr lange und sehr blutige Niederlage sein. Selbst wenn wir morgen eine Welt ohne die Junta haben, wird durch den Schaden, den das Militär angerichtet hat, alles, von der Bildung über die Elektrizität bis zur Infrastruktur, um eine Generation zurückgeworfen sein. Es wird ein Jahrzehnt dauern, bis wir wieder an dem Punkt sind, an dem wir im Januar 2021 waren.

Selbst im besten Fall haben wir immer noch eine sehr brenzlige Situation vor uns. Und das unterstreicht nur dass wir auch weiterhin humanitäre Unterstützung sowie Medien- und Lobbyarbeit brauchen.

Frage: Sind die Meditationszentren offen für Burmesen und Ausländer?

Ich würde diese Frage so beantworten, dass es im Moment einen großen Unterschied gibt zwischen dem, was in der Stadt passiert, und dem, was auf dem Land passiert. In den Städten gibt es einen Anschein von Normalität, der durch Bomben, Verhaftungen und Terror punktuell unterbrochen wird, aber es gibt eine seltsame Art von angespannter Normalität. Das Land ist unter Beschuss, die Zahlen sind verrückt. In der Trockenzone, der Sagaing-Region, hat das Militär Zehntausende von Dörfern niedergebrannt, im wahrsten Sinne des Wortes, sie haben die Dörfer leer gefegt und niedergebrannt. Es sind die ländlichen Regionen auf dem Land, die angegriffen werden. Nichts ist dort mehr normal. Soweit ich weiß, sind in der Not viele Klöster und Meditationszentren zu Flüchtlingslagern geworden. Ich habe einen Podcast gemacht, in dem ein burmesischer Meditationslehrer erzählt, wie er ein intensives Meditationsretreat leitet und das Militär das Zentrum angreift, Artillerie abwirft, die Kugeln fliegen durch das Zentrum welches dann überrannt wird, während die Meditierenden meditieren. Das Meditationszentrum wird zu einem Flüchtlingszentrum. Es ist zur Normalität geworden, dass man sein Leben so gut wie möglich leben muss, während man den Terror um sich herum akzeptiert. Und so gibt es an Orten, die nicht so stark betroffen sind, weiterhin Meditationskurse, Mönche, die ihren normalen Pflichten nachgehen, sowie Bars, Restaurants, Cafés und Schulen, die an einigen Orten bis zu einem gewissen Grad geöffnet bleiben. Über all diesen Spannungen liegt ein Hauch von Normalität. Es ist ja nicht so, dass das ganze Land durch den Krieg zerrissen ist. Es ist auch für mich schwer zu verstehen, wo sich der Terror und der Konflikt mit der Normalität des täglichen Lebens überschneiden, aber bis zu einem gewissen Grad ist das an einigen Orten immer noch der Fall.

Was die ausländischen Meditierenden angeht, bin ich der Meinung, dass es augenblicklich nicht angebracht ist Burma zu besuchen. Zum einen legitimiert es das Regime, wenn Ausländer dorthin kommen. Das ist genau das, was sie wollen, nämlich zeigen, dass Myanmar ein normales Land ist in das Menschen kommen und es besuchen können. Es trägt also dazu bei, das Regime zu legitimieren. Und dann gehen ausländische Meditierende in Klöster oder Meditationszentren, in denen die Menschen sich kaum selbst ernähren und selbst versorgen können. Und viele dieser Orte sind überlaufen, weil sie Flüchtlingszentren sind. Deshalb denke ich, dass es ein bisschen egoistisch ist, als ausländischer Meditierender in ein Land zu gehen, das mit einem andauernden Trauma konfrontiert ist. Manchmal kommen ausländische Meditierende auf mich zu und sagen: „Ich bin nicht politisch, ich gehe nur zum Meditieren dorthin, also sollte es okay sein“. Ich glaube, das ist ein Symptom für das, was ich zu Beginn meines Vortrags gesagt habe: „Meditation“ und „Politik“ sind zwei verschiedene Dinge, die nichts miteinander zu tun haben, aber das stimmt in Myanmar nicht. Deine Entscheidungen sind politisch und du kannst die politischen Implikationen deiner Entscheidungen erkennen oder du kannst behaupten, dass sie nicht politisch sind und dich dann nicht damit auseinandersetzen, aber die Entscheidungen haben politische Implikationen und ich denke, dass dies eine sehr traumatische Zeit ist.

Ausländische Meditierende fragen mich manchmal: „Ist es sicher für mich, dorthin zu gehen, oder wenn ich es vorhabe, bin ich dort sicher“? Meine Antwort ist, dass du wahrscheinlich sicher sein wirst. Es ist nicht 100% sicher, du könntest in eine gewalttätige Situation geraten, vor der du dich nicht schützen kannst, oder du könntest verhaftet werden. Das ist zwar nicht sehr wahrscheinlich, aber auch nicht unmöglich. Die eigentliche Frage ist, wie sich deine Anwesenheit auf die Sicherheit der Burmesen auswirken wird. Und das ist etwas viel Ernsteres, denn die Burmesen, die mit dir zu tun haben werden unter Verdacht stehen, und sie können nicht einfach sagen, „Oh, es ist für Dhamma, es ist für die Meditation“. Die Wahrheit ist, dass sie einem Risiko ausgesetzt sind. Wenn du mit Burmesen zu tun hast, werden sie dir das nicht unbedingt sagen, weil sie so großzügige und wunderbare Gastgeber sind. Ihr Wunsch, dich zu unterstützen, mit dir zu verkehren und dich aufzunehmen, wird sie in Gefahr bringen, vielleicht ein kleines Risiko, vielleicht ein großes Risiko, aber ich denke, das ist eine weitere Komponente: Es geht nicht nur um unsere eigene Sicherheit, sondern auch darum, wie unsere Anwesenheit die Sicherheit anderer beeinflusst.

Ich weiß, das ist nicht die Antwort, die wir hören wollen. Ich weiß, dass das sehr enttäuschend und entmutigend ist. Es ist einfach meine ehrliche Antwort darauf, wie ich die Dinge dort verstehe und wie ich die burmesische Gesellschaft im Allgemeinen verstehe. Ich denke, dass die Burmesen nicht diejenigen sind, die das sagen würden, weil sie so großzügig sind und den Dhamma teilen und unterstützen wollen. Aber ich glaube, dass jetzt die falsche Zeit ist, um nach Burma zu reisen und dort zu meditieren. Ich denke einfach, dass es eine angespannte und instabile Zeit in ihrer Gesellschaft ist und dass sie es sind, die Unterstützung brauchen. Normalerweise unterstützen sie uns wenn wir kommen, aber im Moment brauchen sie unsere Unterstützung.

Frage: Ist Deine Arbeit für Better Burma ein Vollzeitjob?

Ja, das ist sie. Normalerweise arbeite ich von morgens bis abends, sieben Tage die Woche. Seitdem ich angefangen habe, habe ich normalerweise keine freien Tage. Ich glaube, wenn du siehst, was die Menschen dort durchmachen, weckt das in dir den Wunsch, nicht das Gefühl zu haben, dass du irgendetwas hättest tun können, was du nicht getan hast. Ich glaube, das ist etwas, was ihr in Deutschland angesichts der schwierigen Geschichte, dem Zweiten Weltkrieg, wahrscheinlich nachvollziehen könnt: das Gefühl, aufzustehen und das Richtige zu tun, wenn das Schicksal dich an diesen Punkt gebracht hat. Ich glaube, das hat mich seit dem Putsch beseelt. Als ich Better Burma ins Leben rief, hatte ich keine Ahnung, dass es so lange dauern würde, das Militärregime und der Widerstand. Es war wirklich nur ein Notbehelf, von dem wir dachten, dass er für ein paar Wochen, vielleicht Monate helfen könnte. Aber als der Konflikt weiterging und Better Burma sich von einer Notfallorganisation zu einer richtigen Organisation entwickelte, wurde meine Rolle von der eines Freiwilligen, der nur versuchte, sich in dieser Art von Notfallhilfe zu engagieren, zu einer viel dauerhafteren. Um also die Frage zu beantworten: Ja, es ist ein Vollzeitjob.

Manchmal wissen wir nicht, wie viele Monate uns noch bleiben, nicht nur für die Unterstützung der humanitären Hilfe, sondern auch für die Medien und die allgemeinen Verwaltungskosten, die zwar nicht sehr hoch sind, aber dennoch im Auge behalten werden müssen. Wir hoffen immer noch auf eine gewisse Nachhaltigkeit und darauf, dass wir in der Lage sind, den Kopf etwas länger über Wasser zu halten.

Frage: Glaubst du, dass wir jemals nach Myanmar zurückkehren können, um in diesem Leben zu meditieren?

Ja, ich bin hoffnungsvoll. Ich meine, es könnte nächstes Jahr sein, es könnte in den nächsten fünf Jahren sein. Myanmar hat vor den 60er, 70er und 80er Jahren eine Zeit durchgemacht, in der die Achtsamkeitsbewegung im Westen Fuß fasste und es für Ausländer sehr schwierig war, nach Myanmar zu kommen. Dann gab es eine Öffnung und ein Aufblühen von Pilgerreisen und Kursen und Meditierenden und Gruppen und Lehrern, wie wir es nie zuvor gesehen haben. Das gibt uns eine Vorstellung davon, was möglich gewesen wäre. Ich bin auf jeden Fall hoffnungsvoll, ich bin sehr optimistisch. Die Frage ist nur, wann es passieren wird und wie viel Blut dabei vergossen wird. Das ist die hässliche, tragische Realität.

Es gibt Ausländer, die sich für die Meditation interessieren und diesem Moment Myanmar den Rücken zugekehrt und ihr Herz verschlossen haben. Das Gegenteil davon ist es, wofür ich die Menschen auf diesem Treffen schätze und zu einer Öffnung des Herzens aufrufe, was auch immer das bedeuten mag, sei es eine Spende, sei es das Anhören eines Podcasts oder einfach nur das Teilnahme an dieser Veranstaltung.

Eine besondere Herausforderung besteht darin, dass das Militärregime, darauf besteht, dass jede lokale Gruppe, die Hilfe leistet, sich offiziell bei ihm registrieren lassen muss. Das ist natürlich illegitim und führt zu einer sehr problematischen Dynamik, bei der sich jede internationale NGO oder lokale Organisation entscheiden muss: Wollen wir uns mit dem Regime verbünden oder wollen wir uns nicht registrieren lassen und sind dann „illegal“ und alles, was wir tun ist ebenfalls „illegal“. Das ist der Widerspruch mit dem alle Gruppen in Myanmar konfrontiert sind.

Ich war Anfang des Jahres in Washington DC und hatte ein Treffen mit zwei ehemaligen US-Botschaftern in Myanmar, die zu unterschiedlichen Zeiten dort waren. Einer von ihnen fragte mich nach unseren Hilfsprojekten und ich sagte, dass wir Projekte in der Gegend um Sagaing haben, die stark angegriffen wird. Es gibt dort eine Menge Probleme und ein Botschafter war erstaunt: „Wie wollt ihr da Geld rein bringen? Wir können es nicht, wir wollen helfen, aber wir wissen nicht, wie“. Und ich erklärte ihm die ganze Prozedur. Das ist eben der Unterschied zwischen einer kleinen Organisation mit lokalen Vertrauens-basierten Netzwerken und einer großen offiziellen diplomatischen Mission, die endlose Checklisten abhaken muss. Myanmar befindet sich in einer so ungewöhnlichen Situation, dass Standardverfahren, die in anderen Ländern funktionieren, hier nicht funktionieren.

Aber wenn du in der Lage bist, über den Tellerrand hinaus zuschauen und Lösungen zu finden, die funktionieren, die unkonventionell sind, dann funktioniert das.

Ich danke euch allen so sehr. Ich meine, ich danke euch natürlich für die materielle Unterstützung, aber ich danke euch auch dafür, dass ihr eure Herzen geöffnet habt. Manchmal ist es sogar noch schwieriger, mit offenen Herzen da zu sein, das ist manchmal das Schwierigste. Danke, dass ihr mir erlaubt habt, zu sprechen.

Webseiten:
– Better Burma: https://www.betterburma.org/
– Insight Myanmar: https://insightmyanmar.org/