Samita ASBL

Ein „monastisches Jahr“ in Australien

(von Maria Backes)

  • Wenn du etwas völlig anderes tun willst, etwas, was du noch nie zuvor in deinem Leben getan hast, dann geh und lebe in einem Waldkloster.
  • Wenn du deine Arbeit aufgeben willst, dann geh und lebe in einem Waldkloster. – Hoppla, fast hätte ich‘s vergessen: Dort gibt es auch eine ganze Menge Arbeit. Aber andere Arbeit. – Wirklich so viel anders?
  • Wenn du einen Ort finden willst, an dem sich kaum jemand dafür interessiert, was du bisher in deinem Leben gemacht hast, dann geh und lebe in einem Waldkloster.
  • Wenn du einen Ort finden willst, wo du herzlich aufgenommen und mit allem Notwendigen versorgt wirst, ohne dass man von dir eine Gegenleistung verlangt, dann geh und lebe in einem Waldkloster. Du wirst etwas zurückgeben wollen, und du wirst von jeder Gelegenheit dazu gerne Gebrauch machen.
  • Wenn du nach den acht Ethikregeln* leben und das als ganz natürlich empfinden möchtest, dann geh und lebe in einem Waldkloster.
  • Wenn du einen Ort zum Leben mitten in der Natur suchst, dann geh und lebe in einem Waldkloster.
  • Wenn du lernen willst, wie man ohne Strom und anderen modernen Komfort, den wir so gewohnt sind, überleben kann, dann geh und lebe in einem Waldkloster. Zumindest manche bieten ein solches Training an.
  • Wenn du wirklich mehr über deinen Körper und deinen Geist erfahren und deine eigenen Grenzen testen willst, dann geh und lebe in einem Waldkloster.
  • Wenn du etwas über Geschlechterdiskrimination in buddhistischen Traditionen lernen willst und über unterschiedliche Arten, mit diesem Problem umzugehen – meist von Wohlwollen motiviert, doch gelegentlich dennoch für manche verletzend -, dann geh und lebe in einem Waldkloster.
  • Wenn du gerne abgeschieden und gleichzeitig in der Öffentlichkeit leben willst, dann geh und lebe in einem Waldkloster.
  • Wenn du Zeuge sein möchtest, wie sich dürres, trockenes Gestrüpp im australischen Busch in ein vielfarbiges Blumenmeer verwandelt, dann geh und lebe in einem Waldkloster. In diesem Fall sollte das Waldkloster vorzugsweise in Australien liegen. Und wenn du eine der spektakulären „Kängurupfoten“ sehen möchtest, wäre Westaustralien wirklich eine coole Wahl 🙂

  • Wenn du richtige Begeisterung und Energie für deine Meditation in der Schönheit der Natur finden möchtest, dann unternimm lange Buschwanderungen… natürlich in deinem Waldkloster!
  • Wenn du enge Bekanntschaft mit Zecken, Stechmücken, Ameisen und Spinnen schließen möchtest, dann geh und lebe in einem Waldkloster.
  • Wenn du eine Gemeinschaft finden willst, in der die Menschen sich zumindest alle Mühe geben, harmonisch zusammenzuleben, dann geh und lebe in einem Waldkloster. Es mag nicht immer gelingen, aber Harmonie wird als ein hoher Wert geschätzt.
  • Wenn du Freunde finden willst, dann geh und lebe in einem Waldkloster.
  • Wenn du lernen willst, Erwartungen loszulassen, dann geh und lebe in einem Waldkloster.
  • Wenn du herausfinden willst, wie sich Zufriedenheit anfühlt, dann geh und lebe in einem Waldkloster.
  • Wenn du …………………. willst, dann geh und lebe in einem Waldkloster!!!

Nicht alle diese Dinge waren mir bewusst, als ich am 30. Dezember 2015 mit einem Visum für Australien für ein Jahr in Frankfurt in den Flieger stieg. Meine Ausrüstung bestand aus einem 7 kg schweren Handgepäck-Rucksack und einer Umhängetasche, mehr nicht. Meine Pläne begrenzten sich auf einen einmonatigen Aufenthalt im Nonnenkloster Dhammasara in Gidgegannup bei Perth, den ich vorher gebucht hatte, mehr nicht. Ach ja, und ich hatte mich beworben, die dreimonatige Vassa (die Regenzeit-Klausur, wie sie seit der Zeit des Buddha von Mönchen und Nonnen eingehalten wird; vom Vollmond im Juli bis zum Vollmond im Oktober) im Kloster Bodhinyana zu verbringen, denn das muss man ein Jahr im Voraus tun. „Geh mal und schau, was passiert“, das war im Wesentlichen das Motto. Und es ist eine Menge passiert!

Ich gebe euch hier eine Übersicht über die verschiedenen Stationen meines Abenteuers:
Von Januar bis März war ich im Nonnenkloster Dhammasara, Gidgegannup, bei Perth.
Von dort aus flog ich nach Sydney (New South Wales), wo ich eine Woche mit Freunden verbrachte, und ging dann für zwei Monate nach Wat Buddha Dhamma, ein Kloster nordwestlich von Sydney.
Ich ging dann zurück nach Westaustralien, um an Ajahn Brahmalis Retreat in Jhana Grove im Juni teilzunehmen, und anschließend besuchte ich erneut für ein paar Wochen Dhammasara.
Ab dem 6. Juli lebte ich im Kloster Bodhinyana, dem Mönchskloster in Serpentine / Perth, das von Ajahn Brahm geleitet wird, und verbrachte dort die Vassa-Klausur.
Am allerletzten Tag vor meinem Rückflug nach Deutschland lud mich noch eine Freundin aus Perth zu sich nach Hause ein – sie nahm mich mit an den Strand, so dass ich sogar einmal meine Zehen in den indischen Ozean strecken konnte 🙂

Bilder sagen oft so viel mehr als tausend Worte!

Nonnenkloster Dhammasara:

Wat Buddha Dhamma:

Kloster Bodhinyana (es war die Jahreszeit der Wildblumen):

 

Du kannst auch Samitas Facebook-Seite besuchen; dort findest du kleine Artikel über einzelne Episoden meiner Reise, manche auf deutsch, manche auf englisch. Sie wurden im Wesentlichen von unterwegs als Emails für meine Familie und meine Freunde geschrieben, und jetzt gebe ich sie gerne auch an Euch weiter. Viel Spaß damit! 🙂

* Die acht Ethikregeln, wie sie gewöhnlich von Laiengästen in einem Kloster eingehalten werden:
1. Keinem Lebewesen das Leben nehmen.
2. Nichts nehmen, was nicht gegeben wurde.
3. Verzicht auf jegliche sexuelle Aktivität.
4. Keine falsche Rede.
5. Kein Gebrauch berauschender Getränke oder Drogen, die unachtsam machen.
6. Nicht zur unangemessenen Zeit essen.
7. Verzicht auf äußerliche Zerstreuungen und auf Verschönerung des Körpers.
8. Verzicht auf „hohe und breite Sitze und Betten“.

7 Kommentare

  1. Irina

    Good afternoon, Maria!
    Thank you for these beautiful memories and your sharing with us. We met once, for the food offerings in the morning, on Thursday, you had to leave the place, the next day! My name is Irina, I asked you about your project and you wrote me the name of site!
    I’m still here, studying .Today, my day off and I visited Hayagriva Bouddhist centre for the morning meditation classes.On Thursday, the visit of the monastery is planned, in Serpentine.

    Thank you for sharing. My pleasure is to know you and to help you with your noble project.
    Take care ,your Dharma friend from Perth. kind regards.
    Irina

    1. Sabbamitta

      Thank you for your kind words, Irina; I remember you well. Take care, much metta,
      Maria

  2. Canda Bhikkhuni

    Dear Maria,

    Thanks for sharing this uplifting and inspiring article! It brought a huge grin to my face throughout the read, which turned into a massive beam by the time I got to the stunning WA flower pics! What a lovely gift!

    Was lovely to spend time with you this vassa, hidden yet in public, as you say, communicating not through words, but through metta and silent support! Which included taking our lids from our alms bowls with a smile or a nod, as we went on pindapat every day 😊

    Much metta and joy, Ven Canda 💓

  3. Ayya Yeshe

    So wonderful to hear of your spiritual journey! Rejoicing for you!

    Is it true you guys now have a larger plot of land for a monastery? How big is it? Wishing you all the best!

    Metta
    Ayya Yeshe

  4. Indira

    Thank you and much merit for sharing Maria….. May your path be smooth and quick.

  5. Vivian

    Hallo Maria,

    danke fürs Mitteilen. Warum auch immer bekam ich eine Gänsehaut :-).

    Liebe Grüße,
    Vivian

  6. Annie

    Thank you Maria for the beautiful account of your stays in the Australian monasteries. I will always treasure the memories of our time together supporting each other for the Rains at Bodhinyana. Somehow we clicked on so many ways and shared so many precious moments at the monastery and in the forests around Serpentine. It gave me a lot of joy to see the pleasure you got from our beautiful wildflowers. I hope I’ll see you in Europe sometime.
    With big hugs and giga metta

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